Ende der Touristensaison

Ende der Touristensaison – Tod den türkischen Straßentieren

Ich beobachte das ganze Jahr über voller Verwunderung die Posts und Aussagen einiger Türkei Urlauber auf diversen Seiten des world wide webs.
Immer wieder lese ich, wie gut es doch die türkischen Straßentiere getroffen haben. Dazu werden Bildchen gepostet, die einen gefüllten Futternapf vor einem Hotel oder eine bestückte Wasserquelle am Strand zeigen.

Auch ich war einst eine Touristin in der Türkei und habe meinen Sommerurlaub an der türkischen Rivera verbracht. Auch ich habe gut genährte Straßentiere angetroffen umd die Hotelkatzen jeden Abend mit Futter versorgt.
Dann habe ich eine kleine kranke Hotelkatze gefunden und beschlossen ihr ein Zuhause zu geben.
Warum ich das getan habe???
Weil mir plötzlich auffiel, dass die Hotelkatzen des vorheriges Jahres komplett verschwunden waren… weil ich die Einheimischen befragt habe und tatsächlich (teilweise) ehrliche Antworten erhielt… weil ich nicht wollte, dass diese eine kleine, kranke Katze vergiftet, erschlagen oder anderweitig aus dem Weg geräumt wird.

Ich suchte meiner Katze im September (Touristensaison) einen Pensionsplatz und kam vier Monate später zurück, um sie abzuholen (außerhalb der Touristensaison)
Die Hotels hatten größtenteils geschlossen und der Strand war wie leer gefegt. Trotzdem verband ich das nützliche mit dem sinnvollen und verbrachte eine Woche in Alanya, um dort Urlaub zu machen und meine Katze abzuholen.

Tja, was soll ich sagen??? Urlaub (Erholung) ist etwas anderes, wenn man Tierliebhaber ist.
Die Tiere, die im September noch gut genährt waren, waren es plötzlich nicht mehr. Die Tiere, die im September noch gefüllte Futternäpfe vor dem Hotel fanden, liefen hungrig, stark unterernährt und bettelnd durch die Gegend. Die Tiere, die vier Monate vorher noch am Hotel lebten, waren alle verschwunden. Es war Januar – die Touristensaison war vorbei und die Tiere starben jeden Tag einen grausamen und elenden Tod.

Plötzlich habe ich erkannt, was dort passiert…
Ich entschied mich aktiv den Tierschutz in der Türkei zu unterstützen und habe seitdem Sachen gesehen und erlebt, die mich dazu bringen die Menschheit jeden Tag aufs Neue in Frage zu stellen.

In der letzten Woche wurde ein Hund in Alanya einfach erschossen – mitten in der Stadt, einfach so. Heute muss ich lesen, dass eine Straßenhündin mit Steinen erschlagen wurde, nachdem man ihr die Beine zusammen gebunden hatte… ihre Welpen waren ebenfalls verschwunden (und es waren Viele – kleine, unschuldige und fröhliche Leben).

DAS ist Alltag in der Türkei! Es passiert immer – es passiert täglich. Aber es passiert natürlich so, dass die tierlieben Touristen davon nichts mitbekommen. Bitte seid euch bewusst, dass eure Hotels schließen und die Näpfe weg geräumt werden, wenn ihr nicht mehr da seid. Bitte seid euch bewusst, dass kleine Katzenbabys viel besser ankommen, als ,,alte”,,große” Stammkatzen. Bitte seid euch bewusst, dass die Hunde sich am Strand vermehren und zuviele davon die Urlauber belästigen, wenn die Saison wieder beginnt. Bitte seid euch bewusst, dass euch etwas vorgespielt wird, weil ihr viel Geld da lasst und die Menschen darauf angewiesen sind.
Bitte seid euch aber bewusst, dass es auch tatsächlich tierliebe Menschen und Hotels dort gibt und ihr nicht Alle verurteilen dürft.

Was ich mit diesem Text bezwecken will?
Ich möchte euch nicht den Urlaub in der Türkei madig machen und ich möchte auch nicht, dass ihr der Türkei fern bleibt, denn das ist der falsche Weg.

Ich möchte euch nur inständig bitten, eure Augen zu öffnen und eure Stimme für die Tiere zu erheben.
Bitte nehmt eure rosarote Brille ab und hinterfragt doch einmal kritisch in eurem Stammhotel, was mit den Tieren vom letzten Jahr passiert ist (Nein, sie sind nicht alle adoptiert worden). Bitte unterstützt die örtlichen Tierschutzvereine (die gibt es in Side, in Antalya, in Alanya, in Izmir….) mit einer kleinen Spende für Futter und Kastrationen. Bitte bringt ein verletztes Tier zum Tierarzt und hofft nicht auf Hilfe durch Dritte (die selber völlig überlastet sind) und bitte, bitte, bitte GREIFT EIN, wenn ihr seht, dass einem Tier Schaden zugefügt wird. Ihr kommt auch sicher nicht ins Gefängnis, denn ihr seid Touristen, die diesem Land helfen zu leben und keiner möchte euch in Unmut stimmen, denn die Türkei ist auf Touristen angewiesen.

Es stimmt mich traurig die täglichen Gräueltaten zu sehen und immer noch Urlaubsberichte zu lesen, in denen behauptet wird, dass die türkischen Straßentiere ein gutes Leben führen.
Jeden Tag stehen Tierschützer auf und geben ihr Leben dafür, das Leben der Straßentiere ein Stückchen besser zu machen. Und trotzdem reicht es nicht…

Wer immer noch der Meinung ist, dass ich hier Unfug schreibe, ist eingeladen ein paar Tage an der Seite von türkischen Tierschützern zu verbingen – Tag und Nacht.
Ich freue mich auf euren anschließenden Bericht.
Danke für’s lesen.
Tina Gernardt