Shorty’s Geschwisterchen wünschen euch einen schönen Abend
24. Januar 2017
Die Baustelle ist komplett zugeschneit
31. Januar 2017

Wir freuen uns ja immer über Urlaubsberichte von Besuchern.
Während Anja und Efkan ihr Tun als selbstverständlich abtun, sehen Außenstehende noch einmal mehr wie viel Anja und Efkan vor Ort leisten.
Jeder Tierfreund ist eingeladen vor Ort anzupacken und Kitmir live zu erleben.

Danke an Brigitte Harnack für ein Stück Alltag aus dem Leben von Anja und Efkan.

Urlaubsbericht von Januar 2017:

Anjas Alltag

Seit 11 Jahren fliege ich regelmäßig in die Türkei – mal mit einer Freundin, mal mit meinem Mann… aber immer stiegen wir in einem Hotel ab. Immer besuchten wir Anja – anfangs im Tierheim Demirtas, später bei ihr zuhause, wo sie in den ersten Jahren eigenen Tierschutz machte. In den letzten Jahren im Kitmir-Domizil. Wir fuhren mittags hin, halfen auch gelegentlich mal Katzenklos zu reinigen und ähnliches, aber dann ging es wieder zurück ins Hotel.

Vor zwei Wochen reiste ich mit Dennis Dni Shiz zu Anja, und das erste Mal schlief ich auch bei ihr im Haus. Das gab mir erst so richtig Einblick in das Leben meiner Freundin.

Die Tage laufen so ab:
Nach einer immer lauten und unruhigen Nacht auf der Couch im Wohnzimmer mit vielen unruhigen und häufig bellenden Hunden (Anja ist froh, wenn sie mal 2-3 Stunden an einem Stück schlafen kann) heißt es Aufstehen und als erstes Kacka und Pippi wegmachen. Die alten und kranken Hunde in der Küche und im Wohnzimmer halten kaum mal ein paar Stunden aus, ohne sich zu erleichtern. Dann alle Hunde raus in den Hof bringen – manche müssen getragen werden.

Aber, zuerst müssen die zwei Mulis und das Pferd in eine andere Ecke des Hofes gebracht werden, sonst trauen sich manche Hunde nicht raus. Anja lockt die drei in eine Ecke, das geht aber nur, wenn gefüttert wird. Dafür muss Anja aber zuerst die riesigen Mengen an Möhren, Gurken, Kartoffeln klein geschnitten und mit Pellets und Stroh vermischt haben und die großen Bottiche dort hin tragen.

Danach ist es auch soweit, dass der dreibeinige Rüde Chester, der während der Nacht in der Futterküche unten schläft, wieder an seinen Platz vor dem Haus gebracht wird. Wenn Chester draußen bleibt, animiert er als Wachhund alle anderen Hunde auch zu bellen… dann kriegt Anja überhaupt kein Auge mehr zu. Auch die sieben Junghunde im Gehege unterhalb des Wohnzimmers lamentieren nachts und stacheln sich an, so dass auch sie reizärmer im großen Futterraum schlafen… mit entsprechendem Ergebnis morgens…

Die fünf Welpen auf der Terrasse sind natürlich auch nicht sauber. Sie sind krank und haben Durchfall. Dann ist es besonders schlimm. Die neuen Welpen von der Baustelle, für die ein paar Quadratmeter im Wohnzimmer abgeteilt wurde, verlangen auch ihr Recht. Sie sind noch verstört und schreien um die Wette nach Anjas Zuwendung.

Weiter geht es mit Saubermachen bei Hündin Molly, die in der oberen Etage unter Rotlicht übernachtet hat, sowie die Hündin Zoe, ein Neuankömmling, die noch nicht mit anderen zusammen laufen kann.

Das Katzenzimmer ist jedes Mal auf den Kopf gestellt (fünf gesunde Jungkatzen leisten ganze Arbeit) – da gibt es viel zu tun – und hungrig sind sie, als ob sie 14 Tage nichts zu fressen bekommen haben. In Inges Zimmer sind drei Miezen untergebracht (zwei scheue und ein Besitzerkaterchen, das von einer Kuh getreten wurde). Das getretene Katerchen wurde auf Kosten des Vereins operiert, geht nach Genesung aber wieder zurück. Im Schlafzimmer sitzt noch eine Einzelkatze. Das große Freigehege für die erwachsenen Katzen, das hinter den Hundegehegen liegt, muss auch bearbeitet werden. Arbeit über Arbeit…

Ca. 11 Uhr trifft Efkan meistens bei Anja ein. Er hat dann aber schon seine 10 Hunde sowie die drei Mulis bei sich zuhause versorgt, und die Hunde, die auf seinem Weg zu Anja sehnsüchtig warten, gefüttert. Efkan kümmert sich bei Anja mittags um die Hunde in den Gehegen, d.h. er übernimmt die Fütterung und die Säuberung. Tierarztfahrten stehen oft auf dem Programm und eingekauft werden muss auch. Dann werden schwere Futtersäcke und Katzenstreu geschleppt, das meiste muss entweder in den Raum treppabwärts hinter die Gehege oder in den ersten Stock die Außentreppe hoch getragen werden.

Nach einem Cappuccino heißt es dann auch schon, dass es mit der großen Fütterung losgeht. Dafür hat Anja schon einen Topf mit Hähnchenbrust abgekocht, die für die alten und kranken vorgesehen ist. Manche Hunde brauchen persönliche Betreuung, damit sie etwas zu sich nehmen. Außerdem werden die Medikamente verabreicht.
Zwischendurch werden im Hof immer wieder Hundehaufen und Pferdeäpfel gesammelt. Schubkarrenweise müssen die Exkremente der Tiere weggefahren werden.

Der Nachmittag bricht an, aber Ruhe hat Anja keine. Die Welpen sind sehr betreuungsintensiv, besonders wenn sie krank sind, und das sind sie oft. Die blinden und die altersschwachen wackligen Hunde müssen dauernd betüddelt und dauernd muss z.B. ein Popo abgewaschen werden…

Manchmal steht dann auch das eigene Essen mal auf dem Tisch.
Zwischen 17 und 18 Uhr bricht Efkan auf, um zu seinem Haus zu fahren, denn dort warten ja auch viele Tiere auf ihn, die versorgt werden wollen. Auf seinem Weg nach Hause sieht er auch wieder Hunde, die morgens nicht da waren. Er füttert sie dann natürlich.

Die Mulis und das Pferd stehen dann auch schon wieder vor der Haustür und betteln nach Futter. Und immer wieder die Räumlichkeiten der Welpen säubern und auch mal mit ihnen spielen und streicheln.
Abends alle Tiere an ihren Platz für die Nacht bringen. Manchmal kommt auch der Tierarzt nach seiner Sprechstunde zum Impfen, Blut abnehmen für die Zertifikate und Behandeln. Eine Erleichterung, damit sie nicht mit jedem Tier 25 Kilometer in die Praxis fahren müssen.

Alle paar Tage fahren Anja und Efkan mit jeder Menge Futter zu den armen Hunden in den Bergen. Es sind viele Kilometer hochzufahren, nicht immer ungefährlich und sehr zeitaufwändig. Über das Dilemma „nehmen wir Hundewelpen mit oder lassen wir sie bei der Mutter“ hat Dennis schon berichtet.

So sieht er aus, der von mir beobachtete Tagesablauf von Anja und Efkan. Jeden Tag – ohne mal einen Tag „frei“ zu haben. Jeden Tag bereit sein für die schwere Arbeit. Dazu kommt die massive psychische Belastung, wenn gequälte und halb tote Tiere gefunden oder gebracht werden, die Sorge um die kranken Welpen. Ärger mit Nachbarn und Gendarmerie, die von z.B. den Nachbarn gerufen werden, weil sie etwas stört, kommt auch noch dazu. Die politische Lage ist auch nicht gerade so, dass man optimistisch in die Zukunft schauen könnte.

Ich weiß nicht, wie Anja dieses Leben seit vielen Jahren erträgt. Es erstaunt mich, dass sie uns mit ihrem tollen und ihr eigenen Humor so oft zum Lachen bringt. Es betrübt mich, dass Anja nicht mal wie Unsereiner mal sagen kann, ich fühle mich nicht gut – ich gehe heute nicht zur Arbeit, ich lasse mich krankschreiben. Nein, Anja kämpft sich hoch um der Tiere willen… und das gleiche gilt auch für Efkan. Die Zwei sind in meinen Augen Ausnahmemenschen!

Es ist so gut und wichtig, dass Anja Helfer da hat. Leider klappt es ja im Moment nicht, eine Kraft da zu haben, die frei Kost und Logis und ein gutes Taschengeld bekommt. Aber es gibt gottlob liebe Freunde von Anja, die ihr manchmal zur Seite stehen. Im Januar ist das Kerstin Hellwig, die ihr ganze vier Wochen hilft… eine große Erleichterung für Anja, aber trotzdem bleibt für sie noch so viel zu tun, dass an Erholung nicht zu denken ist. Dennis und ich haben auch ein wenig geholfen, aber auch das sind nur Tropfen auf den heißen Stein.

Auch die nächste Zeit geben sich einige – meist Frauen – die Klinke in die Hand, um Anja zu unterstützen, was dringend notwendig ist. Denn auch wenn Anja etwas mehr Hunger verspürt als es noch vor einiger Zeit der Fall war, und sie ein paar Kilo zugenommen hat, ist sie in höchstem Maße körperlich und seelisch belastet und angeschlagen.

An dieser Stelle möchte ich auch Ursula Sterker und ihrem Mann Helmut danken, die Anja auch sehr liebevoll und tatkräftig unterstützen. Auch als Dennis und ich da waren, brachten die Beiden uns allen von Ursula selbstgekochte schmackhafte Speisen und einen lecker gewürzten Glühwein. Über alles machten wir uns mit Freuden her.

Mein größter Wunsch wäre, wenn Du, meine liebe Anja ,einmal die Möglichkeit hättest, ein paar Wochen zu mir zu kommen, damit Du in Ruhe schlafen kannst und von mir betüddelt und verwöhnt wirst, wie Du es immer mit Deinen Tieren tust.