Update zu Speedy und unserem Trip nach Deutschland

Story über Maascha
23. Februar 2016
DER SEESTERN
9. März 2016

von Tina Gernardt:

Viele von euch haben mir in der letzten Woche geschrieben und Speedy viel Glück gewünscht – dafür im Vorfeld ein großes Dankeschön. Ich bin gerührt wie viele Menschen an unserer Geschichte teilhaben und mit gefiebert haben. Leider muss ich an dieser Stelle berichten, dass alles anders gekommen ist und Speedy und ich einen wahren Alptraum erlebt haben.

Speedy und ich landeten am Freitag wie geplant in Frankfurt. Alles lief gut und am Flughafen wurden wir bereits sehnsüchtig erwartet und liebevoll empfangen. Emine hatte uns wie versprochen abgeholt und wir fuhren gemeinsam zu ihr nach Hause, wo Speedy von der ganzen Familie sehr freundlich begrüßt und empfangen wurde. Alle kamen nach und nach zu Speedy, streichelten sie, sprachen freundlich mit ihr und gaben mir das Gefühl, dass sie willkommen ist.
Speedy schien sich wohl zu fühlen. Sie erkundete ihre neue Bleibe voller Neugier und wuselte voller Begeisterung im Garten umher – sie war wirklich unglaublich toll, wenn man bedenkt was für eine anstrengende Reise sie hinter sich hatte.
Ich blieb mit Speedy noch für ca. 3 Std bei Emine zu Hause und wie erwartet war Speedy auf mich fixiert – ich war das einzig Vertraute, an das sie sich klammern konnte.
Trotzdem wurde ich um 23 Uhr, wie geplant, von meinen Eltern abgeholt um mit ihnen nach Hannover zu fahren, wo ich noch zwei Nächte verbringen wollte, bis ich nach Berlin zurück fuhr.

Der Abschied von Speedy war hart, aber ich fuhr mit einem guten Gefühl und wusste, dass wir uns bald wieder sehen.
Um 0 Uhr bekam ich die erste Nachricht von Emine, in der sie schrieb, dass Speedy weinen würde… Es brach mir das Herz, aber ich hatte nichts anderes erwartet.
um 1 Uhr rief Emine bei mir an und erzählte, dass Speedy nicht aufhören würde zu weinen. Sie würde mich suchen und sicher denken, dass Emine mir etwas angetan hätte. Es folgten weitere Anrufe und Gespräche bis 3 Uhr morgens – immer wieder.
Emine war schlichtweg verzweifelt und weinte bitterlich am Telefon. Sie hätte einen Fehler begangen, Speedy würde sie hassen und sie würde zu mir gehören. Emine war der Meinung, dass Speedy niemals einen anderen Menschen, außer mir, an ihrer Seite akzeptieren würde. Dies würde sie an Speedys Blick erkennen und daran, dass Speedy das (von mir geschenkte) Halsband vom Tisch geholt hätte und sich damit auf den Teppich gelegt hätte.
Außerdem berichtete Emine, dass Speedy sie nicht an sich ran lassen würde. Sie würde ihr immer wieder ausweichen und schreien, als ob sie Schmerzen hätte – das konnte ich am Telefon mehr als deutlich hören.
Ich erklärte Emine noch einmal wie Speedy sich fühlt – eine neue Umgebung, fremde Gerüche, unbekannte Menschen und einen stundenlangen Trip im Auto und Flugzeug – wer würde da nicht weinen und sich unwohl fühlen???
Emine meinte, dass es an mir liegen würde. Speedy wolle nur mich und sie würde sich niemals auf einen anderen Menschen einlassen können. Wer Speedy kennt, weiß, dass Speedy sehr zugewandt und freundlich anderen Menschen gegenüber ist und sich bereits auf viele Menschen eingelassen hat.
Wie auch immer… Emine war der Meinung, dass sie niemals eine Chance bei Speedy haben wird und dass Speedy bei mir sein sollte. Obwohl wir das bereits wochenlang im Vorfeld besprochen hatte, erinnerte ich Emine noch einmal daran, dass es für mich und Speedy aktuell keinerlei Möglichkeiten gibt zusammen zu sein. Wenn sie mir Speedy bringen würde, müsste ich einen anderen Platz für Speedy suchen.
Um 5 Uhr morgens lag Speedy neben mir in ihrem Körbchen und ich weinte bitterliche Tränen, während Speedy entspannt neben mir einschlief und total zufrieden wirkte. Emine hatte sich um 3 Uhr ins Auto gesetzt und Speedy zu meinen Eltern gebracht.

Da waren wir nun – Speedy und ich im Haus meiner Eltern, das ich am kommenden Tag wieder verlassen musste, um nach Berlin zurück zu fahren. Ich hatte null Chance spontan Urlaub zu nehmen, denn nach wie vor bestand meine Urlaubssperre.
Ich überlegte hin und her, ob ich es nicht doch irgendwie schaffen könnte meine geliebte Speedy mit zu mir zu nehmen, aber es war einfach unmöglich. In meiner Wohnung ist keine Hundehaltung erlaubt – bei Lilly haben sie eine Ausnahme gemacht. Ich wohne im 4ten Stock ohne Garten, bin täglich 9-10 Std aus dem Haus und könnte eine zusätzliche Hundesitterin weder auf die Schnelle auftreiben, noch finanzieren. Es bliebe mir als einzige Möglichkeit meinen Job zu schmeißen und bei meinen Eltern spontan einzuziehen, wo ich Speedy halten dürfte, Aber wie sollte ich mich und meine Tiere dann zukünftig über Wasser halten…?

Es war wirklich einer der furchtbarsten Momente meines Lebens…
Ich stand mit meiner geliebten Speedy in einem Garten und sie wuselte um mich herum – das, was ich mir immer gewünscht hatte. Doch anstatt glücklich zu sein, war ich einfach nur totunglücklich, weil ich nicht wusste, wie es für sie weiter gehen sollte.
Sie hatte bereits eine Tortur hinter sich und kein Ende war in Sicht. Emine hatte mir mittlerweile telefonisch mitgeteilt, dass sie wusste, dass sie zu schnell aufgegeben hatte, aber sich einfach nicht in der Lage fühlte, Speedy eine weitere Chance einzuräumen. Sie wäre einfach zu sensibel und das hätte sie nun erkannt. Sie könnte es nicht schaffen und es täte ihr leid – sie würde Speedy aber finanziell weiter unterstützen, wenn dies nötig wäre.
Emine wird diesen Text nicht mehr lesen können – sie hat am Samstag direkt ihren Facebook Account gelöscht – Kommentare für sie machen also keinen Sinn.

Mir blieb nun die Möglichkeit Speedy in einer Hundepension oder auf einem Gnadenhof unterzubringen oder sie zurück in die Türkei zu schicken – alles suboptimale Lösungen für diesen tollen, lieben Hund, der innerhalb von 24 Std. so viel Mist erlebt hatte.

Und dann kam unser rettender Engel daher… Cosima Rieker und Familie.
Cosima hatte mir am Samstag morgen bereits geschrieben, dass sie Speedy einen Platz anbieten würde, wenn irgendetwas schief laufen würde (das ist noch nett ausgedrückt). Cosima sagte im Nachhinein zu mir, dass sie so ein Gefühl hatte und Speedy in ihrem Garten gesehen hätte – daher ihr Angebot an mich.
Am Samstag Abend setzten mein Papa und ich mich also in Auto und wir fuhren Richtung Nordsee, wo Speedy eine Pflegestelle finden würde.
Ich kenne Cosima und ihre Familie durch die Adoption von Sira – einer Kitmir Hündin – und ich wusste direkt, dass ich keine lieberen Menschen für meinen Herzenshund hätte finden können.

Speedy wurde direkt in das 4-köpfige Hunderudel aufgenommen und ist mittlerweile richtig dicke mit dem dreibeinigen Frodo, der ebenfalls aus dem Auslandstierschutz kommt.
Bei Cosima und ihrer Familie lief alles anders. Nachdem ich furchtbare Angst vor der ersten Nacht hatte, in der Speedy bei Emine einen Riesen Terz gemacht hatte, lief hier alles anders. Cosima hielt mich nach unserer Abfahrt die ganze Zeit auf dem Laufenden und berichtete wie entspannt Speedy war. Sie weinte einmal oder zweimal nachdem ich weg war, aber dann entspannte sie und ließ sich auf die Menschen ein, die ihr wahrscheinlich direkt ein Gefühl von Familie gaben.
Es geht Speedy sehr, sehr gut dort.

Ich wünschte ich könnte in Worte fassen wie dankbar ich Cosima und ihrer Familie bin, dass sie Speedy ein Heim geschenkt haben, als ihre Not am größten war. Ich kann mein schlechtes Gewissen nicht beschreiben was ich Speedy angetan habe mit dieser Hin- und Her Fahrerei und meiner emotionalen Verfassung, die sie sicherlich zu jeder Sekunde gespürt hat ohne dass ich es wollte.
Es hat sich für Speedy alles zum besten gewendet, aber es hätte anders kommen können und ich bin schuld daran. Ich habe mir selten so sehr eine Zeitmaschine gewünscht, an der ich die Zeit zurück stellen könnte.
Es tut mir wirklich leid wie alles gelaufen ist und daher bin ich umso dankbarer und glücklicher, dass sich für Speedy nun doch noch alles zum Guten gewendet hat.
DANKE LIEBE FAMILIE RIEKER! Ihr seid meine und Speedys Helden, nachdem ihr schon die Helden von Sira und all den anderen Fellnasen ward – euch kann man nicht mit Worten beschreiben.

Und Danke an Speedy, die mich trotzdem noch so gerne hat und mir mit ihren Augen sagt was sie für mich empfindet – eines Hundes Treue währt ein ganzes Leben.