Neben diesen ganzen schönen Eindrücken dachte ich auch an die vielen Tiere, die ich nicht mehr kennen lernen durfte, so viele haben verloren, waren einfach zu lange sich selber überlassen und unversorgt auf den Straßen der Türkei unterwegs, haben es nicht geschafft, ihre Wunden und Krankheiten zu besiegen. Aber sie hatten alle nochmal wenigstens für kurze Zeit Menschen bei sich, die alles gaben und sie nicht alleine sterben ließen. Auch was für Arbeit hier täglich notwendig ist, egal welche persönlichen Befindlichkeiten Anja und Efkan haben, Tiere sind Lebewesen, sie brauchen uns zum überleben und sind abhängig. Futter vorrätig zu haben und es allen bedarfsgerecht zu verteilen, frisches Wasser in den schälen und Wannen anbieten- und das, was aus dem Futter wird,… jeden Tag Unmengen Kot, in dicken u dünnen Würsten, breiig, gerade bei den kranken Tieren, alles muss sauber gehalten werden und dann erschwerend noch die Lage der Gehege am Hang, nur schmale Treppen und Wege, wo alles lang transportiert werden muss. Wirklich eine Lebensphilosophie und nur mit höchsten Einsatz und Zuverlässigkeit zu schaffen.
Neben den vielen Hunden gibt es ja noch jede Menge Katzen und Kätzchen. Auch die sieht man in der Türkei überall. Die schönsten Tiere mit tollen Farben, langen oder kurzem Fell aber auch unzählige ausgemergelte Tiere, mit erkrankten Augen und Ohren, oft auch die Ohren und Schwänzchen angeschnitten und das Fell durch Parasiten struppig und dünn. Sie vermehren sich zahllos, die Kater kämpfen, die Katzenbabys verhungern, es ist furchtbar und bei diesen Massen an freilegenden Populationen sehe ich ganz ehrlich kaum einen Ausweg. Habe ich in Deutschland selber schon oft mit der Katzenfelle auf der Lauer gelegen, Tiere zum kastrieren gebracht und entweder wieder an alter Stelle ausgesetzt oder vermittelt. Aber in der Türkei ist das eine ganz andere Größenordnung. Aufgeben geht trotzdem nicht, auch durch jeden einzelnen, der sich für den Tierschutz stark macht und einsetzt, wird das Land unter Druck gesetzt und die Ansichten und Methoden müssen sich ändern. Leider werden in der Realität immer wieder ganz andere Wege beschritten – alles soll schön sein für die Urlauber, keine bettelnden oder kranken Tiere auf den Straßen, Stränden und Hotelanlagen, es wird geschossen, vergiftet, erschlagen, ertränkt! Genau soetwas passiert jeden Tag, die Tiere werden in die Berge gefahren, dass, was man bei Anja immer wieder findet- die ärmsten der Armen, für die die letzte Hoffnung wirklich nur noch ein Plätzchen im rosa Haus und bald EfkAnja bedeutet. Der Platz wird nie reichen.
Zurück zu meinem Besuch. Inzwischen waren Stunden vergangen, alle Tiere waren so aufgeregt wie ich wenn wir ihr Gehege betraten. Sie konnten nicht genug bekommen von streicheln, spielen und leckerchen sowieso. Jede Abwechslung ist willkommen, aber woher soll die Zeit dafür genommen werden. Auch ich wusste, dass mein Besuch von der Arbeit eigentlich abhielt. Leider machen mir meine persönlichen Umstände immer nur wenige Tage „Urlaub“ in der Türkei möglich, aber vielleicht klappt es doch irgendwann und ich kann mal für ein paar Tage aktiv bei Anja und ihren Schützlingen bleiben und mithelfen. Da, wo ich im Hotel bin, versorge ich ja auch immer die Hunde und Katzen und habe mehr Futter und frisches Wasser in meiner Strandtasche als Sonnen Creme oder Bikini. Ich kenne die meisten Hunde am Strand über Jahre, viele sind leider verschwunden- niewieder habe ich sie gesehen, und dann sind immer auch wieder neue Tiere. Die Katzen haben sich extrem reduziert, ich möchte garnicht an die Ursachen dafür denken, aber ich werde auch nie die rosa rote Brille aufsetzen und da durch schauen. Mein Blick bleibt scharf und mein handeln kontinuierlich und mit ganzem Herzen. Wenn wir alle etwas mit helfen, muss es doch irgendwann wieder besser werden. Aus „Schindlers Liste“ wer ein Leben rettet, der rettet die ganze Welt“ in diesem Sinne bin ich Anja und den vielen fleißigen hinter den Kulissen ewig dankbar und verbeuge mich!
Am Nachmittag mussten in Demirtas noch 2 behandelte Katzen vom Tierarzt geholt werden, auch das übernahmen Lilly und Coco und gleichzeitig lief somit meine Zeit bei den Tieren, Anja und Kitmir e.V.ab und es hieß Abschied zu nehmen. Ich weiß allerdings, dass es auf keinen Fall ein Abschied für immer ist, ich komme wieder! Ich bedanke mich sehr, dass ich da sein durfte, für Anja wünsche ich viel Kraft physiologisch wie auch mental, denn die Höhen und tiefen im Alltag dort zu verarbeiten, braucht eine besondere Begabung und Fähigkeit! Ich wünsche allen vor Ort, dass sie stark und gesund bleiben, denn wenn Anja nicht mehr könnte oder aufgibt…- nein das darf nicht passieren. Soul, Ziva, Effes, Melody, Elena, Athena, Rufus alle alle- Auf Wiedersehen!!!!
Ja, Rufus- dem Neuzugang aus der Hütte vorm Haus wünschte ich noch besonders viel Glück und dass er wieder zu Kräften kommt, ich sah ihm dabei tief in die Augen und strich ihm über sein zartes Köpfchen- mittlerweile habe ich erfahren- er hat es nicht geschafft. Wie am Anfang, sind meine Augen feucht- ich habe ihn kennen gelernt und auch ihn werde ich nicht vergessen. Ihn werde ich irgendwann sicher hinter dem Regenbogen Wiedersehen. Aber Wiedersehen Kitmir !
Das sind meine Eindrücke, die ich für mich und für Interessierte nieder geschrieben habe, ich bin 2 Wochen später immer noch dabei alles zu verarbeiten und in Gedanken dort.
Nina Schäfner