Urlaub anders als gedacht

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Gerade waren alle unsere PS monatelang voll – und nun plötzlich leer.

Deshalb entschieden wir uns kurzfristig nun doch auch im Mai nochmals für 5 Tage in die Türkei zu fliegen. Im Mai verbinden wir das immer mit Urlaub. Urlaub ist für uns Side.

Vier Hunde standen auf unserer Liste zum mitnehmen und ein Kater. Diesmal wollten nur Michael, meine Mutter und ich fliegen, aber kurzfristig hat sich noch unsere PS Renate eingeklinkt. Wir waren auch alle ziemlich urlaubsreif und freuten uns auf ein paar Tage Strand und mal nichts tun.

Am ersten Tag war das Wetter ziemlich wolkig und kühl, darum gingen wir auf den Markt. Wir sahen weder am Ankunftstag noch auf dem Markt, noch auf dem Weg zum Markt oder zurück (wie liefen extra einige Kilometer hinter den Hotels durch die Pampa) keinen einzigen Hund. Da wir schon früh zurück waren und die Sonne sich inzwischen durchgesetzt hatte, beschlossen wir doch noch 2 Stunden zum Strand zu gehen. Auch dort – kein Hund – nix.

Renate fragte dann mal bei der Wassersportbude nach, die haben immer Hunde, und die meinten, die sind alle schon vor der Saison vergiftet oder eingefangen und ins Horror Tierheim nach Manavgat gebracht worden. Das Tierheim muss die Hölle sein (googelt es mal einfach). Das war das erste mal, daß ein Türke diese klaren Worte sprach. Ansonsten wurden bei unseren Fragen immer nur gesagt “Keine Ahnung” oder die “Schlafen alle” oder eben sonstige Ausreden.

Uns ist natürlich die Wahrheit klar gewesen, aber selten, daß es jemand zugegeben hat.

 

An unserem 2 Tag, welcher der erste volle Strandtag werden sollte, gingen wir an den Strand als wir mitten auf dem Weg von weitem ein Kätzchen sitzen sahen. Wir fütterten noch die anderen Katzen, die auf dem Strandweg saßen und riefen dann das Kätzchen was gleich angerannt kam. Schon von weitem sah man, daß irgendwas mit ihr nicht stimmte. Als sie dann bei uns war, sahen wir, daß sie eine offene Wunde (Bißwunde wie sich später definitiv herausstellte) am Hals hatte. Die Wunde war ca. 3/4 so groß wie eine Schachtel Zigaretten. Blankes Fleisch und Muskeln. Das ganze Kätzchen total mager und struppig. Aber trotz allem fraß sie gut. Renate opferte ihre Strandtasche und Handtuch und wir trugen das Kätzchen ins Hotel aufs Zimmer.

Dort berieten wir was wir tun wollten. Wir erreichten leider weder den Tierschutzverein der hier in Side tätig ist, noch den Tierarzt der in Side tätig ist – es war Sonntag. Der Mietwagen zu Anja und Veterinärsamt hatten wir aber erst am Folgetag gebucht. Deshalb überlegten wir ob wir die Putzfrau bestechen und die Katze bis morgen auf dem Zimmer ließen oder doch noch schnell den Mietwagen schon heute buchen sollten.

 

Michael meinte dann so wie die Katze aussieht sollte man nicht mehr so lange warten. Meine Liege in der Sonne, mein frisch gepreßter Orangensagt, mein Buch, mein Schläfchen – verpuffte gerade so vor meinen fassungslosem Gesicht……..Naja aber Michael hatte Recht. Er kümmerte sich sofort darum, daß wir den Mietwagen schon heute dann für 2 Tage bekämen und kam kurz darauf damit zurück.

Inzwischen war mit Anja geregelt, daß der Tierarzt Özan in Mahmutlar Bescheid bekommt und schon auf uns wartet. Wir sind in Rekordzeit von Side-Kumköy nach Mahmutlar gefahren wo uns Özan schon erwartete. Er betäubte die Katze und reinigte die Wunden. Dabei stellte er eindeutig fest, daß es eine Bißverletzung ist. Mann sah die Löcher von den Zähnen noch am Rand der Wunde. Ein Zeh an der Vorderpfote war auch etwas weggerissen, am Kiefer der anderen Seite hatte sie noch eine Verletzung und der hintere Teil des Schwanzes war schon abgestorben und mußte amputiert werden. Und ach ja – Kätzchen war ein Katerchen. Wir konnten es nicht glauben – so klein und so zierlich. Sonst hätten wir sie Alegria nach unserem Hotel Side Alegria genannt.

Katerchen saß auf dem Hauptweg zum Strand. Den Weg den täglich hunderte Touristen gehen, er saß mitten im Weg und hat auf Hilfe gehofft. Wieviele sind an ihm vorbei gelaufen. Wie lange mußte er schon so leben?? Mit den Schmerzen und der Gleichgültigkeit der Menschen.

Sowas macht uns immer wieder fassungslos.

Anja und Kerstin waren inzwischen auch bei Özan und der hatte den Kater nun zusammengeflickt, und ihm sogar eine Sauerstoffmaske angelegt, weil es zwischenzeitlich auch mal so aussah als ob der doch noch kollabierte. Aber diesmal hatte sich unsere Mühe gelohnt und der Kater saß am nächsten Tag schon in seiner Box bei Özan. 

Das war die ganze Mühe und Kosten wert – voll und ganz. Wie hart die Tiere doch im nehmen sind……..Er zieht nun in den nächsten Tagen zu Anja und darf dann in das Zimmer des Katers welchen wir mitgenommen haben.

Der eine geht – der andere kommt………Es wird nie leer werden.

Naja wir hatten uns, nachdem er “geflickt” war wieder ins Auto gesetzt und sind sofort zurück gefahren um doch noch etwas vom Strandtag zu retten. Als wir zum Strand kamen, saß Renate ziemlich zerknirscht auf der Liege und meinte “Sandra stell Dir vor der Typ vom Supermarkt hat mir seinen Hund geschenkt.  Der Kleine vom Stromhäuschen. Ich wollte mir nur ne neue Strandtasche und ein Handtuch kaufen und da war der Hund mit im Laden. Ich fragte oh ist das Deiner und dann hat er ihn mir geschenkt. Er meinte er darf ihn nicht mehr halten und entweder er kommt in TH Manavgat (welches die Hölle auf Erden ist) oder er “läßt ihn frei” Was soll ich denn jetzt tun?” Renate hielt es vor Begeisterung kaum noch auf der Liege . Naja sagten wir, was sollen wir schon tun, den nehmen wir halt.

Schon am Ankunftstag hat Renate ihn gefunden, unten am Strand an der Kette. Sein “Zuhause” war ein Verschlag in dem eigentlich gar kein Platz mehr für ihn war. Es war ein Pumpenhäuschen oder ein Generatorhäuschen und dort lag direkt am Eingang eine Pappe die nur halb überdacht war. Der kleine struppige Hund war so ein liebes Kerlchen und so froh für jede Zuwendung.

Ich dachte noch darüber kurz nach ihn zu “klauen” aber in der Türkei ist an jedem Klohäuschen oder Hundehütte eine Kamera und ich wollte nicht unbedingt in den Knast. So war ich eigentlich in dem ersten Moment ziemlich glücklich, daß er uns den Hund freiwillig geben wollte – und dann im 2 Moment allerdings ziemlich entsetzt, weil ich mich Anja auch noch mit dem Hund gar nicht mehr unter die Augen getraute.

Anja hat momentan einen schlimmen Bandscheibenvorfall und kann sich kaum mehr bewegen. Kerstin ist deswegen unten und geht ihr zur Hand. Anja weiß gar nicht wie es momentan weitergehen soll mit ihrer Gesundheit und hat genug Probleme. Wir hatten ihr gerade eine Mega-Baustelle in Form eines Katers aufs Auge gedrückt und 1,5 Stunden späten hatten wir dann auch noch einen Hund an den Backen. Da halfen nicht mal 2 Strandbier um sich die Situation schön zu trinken.

Also gingen wir nochmals in den Supermarkt und meinten wir nehmen den Hund mit, aber dafür muss er morgen pünktlich um 08.30 Uhr da sein, da wir um 10.00 Uhr in Alanya sein müssen. Er meinte noch der Hund sei ihm im November zugelaufen und er hat ihn aufgenommen weil er ihm so leid tat, aber gleichzeitig kam beim Gespräch heraus, daß er eigentlich jedes Jahr einen neuen Hund hat (der ihm zuläuft…….ups….da kann man sich jetzt seinen Teil denken)

Naja eines muss man sagen, der Mann kam tatsächlich pünktlich am nächsten Tag, übergab uns den Hund und ich denke er hing doch an ihm. Der Hund muss auch nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Er ist wirklich ein liebes und vertrauenseeliges Kerlchen, den Renate nun FELIX getauft hat.

Wir trafen uns mit Efkan und Kerstin beim Veterinär um für die Hunde, die wir zur Ausreise mitnehmen, die Papiere zu machen. Ich fragte Efkan ob sie den Hund noch aufnehmen könnten, oder ob wir ihn zu Tina in Pension bringen sollten – auf Renates Kosten – Efkan meinte Sorry, aber es sind so viele und Anja ist gerade so krank und der Hund so klein, der kann nicht ins Gehege, der muss ins Haus und Du weißt ja im Haus sind schon so viele…….

Also brachten wir ihn zu Tina in Pension, nachdem er an diesem Tag noch seine Eier beim TA verlor………Also ich muss sagen, das war vermutlich nicht gerade sein bester Tag. Zuhause verloren, Eier verloren, 120 km durch die Gegend mit fremden Menschen gefahren……….und in der Hundepension zurückgelassen. Renate und meine Mutter werden seinen Blick nie mehr vergessen, als wir durch die Tür bei Tina raus gingen………Aber inzwischen spielt er und hat sich schon eingelebt. Und wir sind froh, daß er nun bis zur Ausreise in Sicherheit und guten Händen bei Tina ist.

Mit uns ausgereist sind Jake, der von seinen überglücklichen Besitzern direkt bei uns abgeholt wurde und nun Saarbrücker ist. Bärli, die auf der Pflegestelle bei Tanja Dorsner sitzt in 76448 Durmersheim. Bella die bei Renate in 76287 Rheinstetten auf ein neues Zuhause wartet, und Yukon ein Husky der Tierhilfe Süden der bei Agnes in 76768 Berg auf ein neues Zuhause hofft. Ebenso Kater Happy der einen Hüftbruch hat und einen abgebrochenen Eckzahn, der ihm am Samstag auch noch rausoperiert wurde. Bezüglich seiner Hüfte hat sich ergeben, daß es wohl weniger die Knochen als ein neurologisches Problem mit den Nerven am Rücken ist. Auch unser TA meinte da ist nichts mehr zu machen. Aber Happy kommt auch so gut zurecht, und hat vermutlich auch schon ein endgültiges Zuhause bei einer Kollegin von Michael, die nur Katzen mit Handicap nimmt. Alles gute Happy – wir hoffen Dein Name ist Programm……

So und eigentlich ist der Text hier schon lange genug und hätte hier enden sollen. Leider haben wir heute die Nachricht erhalten, daß Katerchen beim TA nun nach einer Woche aufgrund Leberversagens verstorben ist.

Wir sind fassungslos. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie es ist, wenn man alles richtig gemacht hat und dann doch irgendwie kein “positives Ergebnis” bekommt. Der Kleine hat so gekämpft und hätte es so verdient gehabt, daß sein Leben nun endlich positiv wird und er irgendwann ein dicker, fetter Kater in einem schönen Zuhause in Deutschland sein kann. Damit haben wir nicht gerechnet.

Anja und Efkan müssen mit solchen Geschichten jeden Tag leben, wir zum Glück nicht. Ich bewundere sie dafür – wie kann man mit solchen Rückschlägen leben?

Hoffnung sei nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehe, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgehe.