Besuchsbericht von Brigitte Harnack auf Kitmir Tierhilfe Demirtas e.V.

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Jetzt ist es schon zwei Wochen her, dass Harald und ich in der Türkei waren – und natürlich auch Anja und Efkan besucht haben.

Heute lade ich an dieser Stelle nur zwei – wie ich meine – für beide bezeichnende Bilder hoch. Eins von Anja an der Baustelle in den Bergen – als sie Tomatenpflänzchen, die sich selber auf der Müllkippe gesetzt hatten, mitleidig mit ein wenig Wasser versorgte. Und ein Foto von Efkan, als er den Mulis trotz einer schweren Verletzung an seinem Fuß das frische Futter klein schnitt.

In den letzten Wochen haben verschiedene Menschen, die Anja und Efkan besucht haben, hier ihre Erlebnisse beschrieben. Die Berichte waren sehr treffend – alle, die einmal vor Ort waren, sind gleichermaßen begeistert von den vielen Tieren und bewundern die aufopfernde Arbeit von Anja und Efkan. Genau wie Harald und ich. Einige mussten auch schlimme Erlebnisse verkraften – wie zum Beispiel den verlorenen Kampf um das Leben einiger Hundewelpen.

Was wir wie immer mitbekommen haben, war die alltägliche Arbeit, die auf zwei schmalen Schultern lastet. Leider gibt es noch genug Zeiten, in denen keine Helfer da sind.

Diejenigen, die ein paar Tiere ihr Eigen nennen, wissen ja schon, welche Herausforderung dies bedeutet. Nun stellt Euch aber mal vor, dass Ihr 60-70 Hunde Zuhause habt – dazu noch ca. 25 -30 Katzen. Könnt Ihr sicherlich nicht! Stellt Euch nun aber mal vor, dass eine Großzahl von Tieren in 6 verschiedenen Räumen im Haus und auch in Küche und Wohnzimmer leben. Dazu kommen noch 2 Terrassen, ein großer Hof und 9 auf dem Grundstück verteilte Gehege. Es liegt sicherlich außerhalb der Vorstellungskraft derjenigen, die es bei Anja noch nicht live gesehen haben.

Bei Efkan sieht es nicht viel besser aus – 1 alter Hund im Haus… 3 Hunde auf der Terrasse – 2 Hunde im Nebengehege… 2 Hunde bei den Mulis – die beiden Mulis selbst… ein Hund vor dem Haus… und 4 Welpen auf dem Balkon. Nicht zu vergessen, die tägliche Fütterung auf dem Weg zu Anja bzw. abends zurück.

Die körperliche Arbeit ist schon immens… aber dazu kommt noch psychische Belastung – wie viel zu oft – nämlich Arbeit und Sorgen um kranke oder verletzte Tiere, die es trotz aufwendiger Behandlung und Pflege nicht schaffen – dann ist die Grenze der Belastung erreicht. An dieser Grenze und sogar dauerhaft darüber befindet sich Anja seit Jahren. Der Körper reagiert natürlich auf diese Belastungen. Ich will darauf jetzt nicht mehr eingehen. Aber wer sich das zierliche Persönchen ansieht, kann sich vorstellen, wie lange der Dauerstress noch bewältigt werden kann.

Es liegt mir persönlich sehr am Herzen, dass in dieser Gruppe keine Notfälle mehr gepostet werden, die sich völlig außerhalb Anjas Wirkungskreis befinden. Das setzt Anja so sehr unter Druck, denn sie und Efkan können nicht überall helfen – und das belastet sie. Genauso sollten Menschen es reiflich überlegen, wenn sie Anja fragen wollen, ob sie einen Hund oder eine Katze nimmt. In ihren Augen ist es ein armes Tier, aber es wird oft nicht bedacht, dass Anja mindestens drei Monate Arbeit hat, bis dieses Tier ausreisen könnte.

Sie sollte nur noch wegen absoluter Notfälle gefragt werden –Anja weiß es einzuschätzen, wer wirklich gerettet werden muss. Viele Tiere können und müssen sich selber durchschlagen – wie gesagt – Anja kann sie nicht alle retten – sonst geht sie bald selber drauf.

Ich appelliere an ALLE, das zu erkennen und danach zu handeln (ich auch), denn auch Anja muss geschützt werden, denn sie soll uns doch erhalten bleiben…