Abschied von meinem Herzenshund Speedy – Ruhe in Frieden

Welttierschutztag 2016 – Futter für die vergessenen Seelen der Türkei – BIST DU DABEI?
23. September 2016
Besuchsbericht von Brigitte Harnack auf Kitmir Tierhilfe Demirtas e.V.
29. September 2016

von Tina Gernardt

 

Speedy ist am Samstag in Cosimas und meinen Armen für immer eingeschlafen.

Viele von euch kennen unsere Geschichte, die uns Anfang des Jahres viel Tränen, Kummer und Nerven gekostet hat und viele von euch kennen unsere Vergangenheit der letzten Jahre, die ein enges Band der Liebe zwischen uns gezogen hat.
Viele Leute haben in den ln den letzten Monaten immer wieder gesagt, dass es Schicksal war, was im Februar passiert ist. Bei aller Liebe den Menschen gegenüber – habe ich diese Aussage immer nur belächelt und als völligen Schwachsinn abgeschrieben. Ich habe nie verstanden, was das für ein tolles ,,Schicksal” sein sollte, denn schließlich hat es mich und Speedy nicht zusammen führen können und wir waren weiterhin hunderte Kilometer getrennt. Mein Ziel war doch schließich immer, dass Speedy bei mir leben kann… das sollte unser Schicksal werden!!!

Nun hab ich es verstanden!!! Es war Schicksal!  Es war Speedys Lebenstraum für den sie jahrelang gekämpft hat und sie hat genau DAS erreicht, wofür sie gekämpft hat!

Ich wage mir anzumaßen, dass ich immer wusste, was Speedy sich gewünscht hat.
Speedy wollte ein eigenes Zuhause, mit Menschen, die sie lieben, verwöhnen und ihr zuhören, denn Speedy konnte mit Menschen kommunzieren, wie kein anderer Hund, den ich jemals kennen gelernt habe. Speedy war hoch intelligent und sie hat immer geschafft sich ihren Weg zu erkämpfen, egal wie steil und steinig der Weg war.
Speedy wollte ein eigenes Körbchen, das sie nicht teilen muss und in das sich sie immer kuscheln durfte, wenn ihr danach war. Speedy wollte Nassfutter und Leckerchen in allen Varianten. Während sie beim türkischen Trockenfutter lange Zähne gemacht hat, hat sie bei Leckereien ein Tänzchen aufgeführt. (Liebe Anja – nun darf ich dir gestehen: Wir ALLE haben Speedy immer heimlich in der Küche gefüttert 😉 )
Speedy wollte spazieren gehen… sie wollte grünes Gras und sie wollte eine neue Welt erschnuppern, an der Seite ihrer geliebten Menschen.

All diese Wünsche wurden Speedy in in den letzten sieben Monaten erfüllt und sie hat all das erreicht, wofür sie gekämpft hat. Ein eigener, großer, ebenerdiger Garten mit vielen Bäumen und Gräsern. Tolles Futter und regelmäßige Käsehäppchen vom Hausherrn obendrauf. Ein weiches, kuscheliges Körbchen, das sie ihr Eigen nennen durfte und Spaziergänge mit Frodo, Cosima und dem Speedy Mobil.
Und Speedy hat es sogar noch geschafft, dass sie einen wunderschönen Urlaub verleben durfte für den sie so sehr gekämpft hatte, dass sie eine wunderschöne Woche ohne körperliche Beschwerden und voller Lebensfreude hatte.

Ich hatte bereits letzten Monat, in unserem Urlaubsbericht erwähnt, dass Speedy gesundheitliche Probleme hat. Diese Probleme haben sich im Grunde genommen nach ihrer Ankunft in Deutschland plötzlich gezeigt und zunehmend verschlechtert und ich bin an meinem schlechten Gewissen fast zugrunde gegangen, weil ich dachte, dass ich diesen Zustand zu verschulden hätte, weil ich sie nach Deutschland geholt habe.

Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen, aber Speedy hatte eine schwere Berg- und Talfahrt hinter sich und Cosima hat, zusammen mit ihrer Tierärztin, immer wieder gekämpft wie eine Löwin, um Speedy zu helfen und die Ursache zu finden.

In der vorletzten Woche bekam Speedy dann (zusätzlich zu all den anderen Problemen) plötzlich schwere Schmerzattacken und letzten Donnerstag wurde die Ursache dafür gefunden…
Wer Speedys Lebensgeschichte kennt, weiß, dass Speedy nur drei Beine hatte. Zwei gesunde Vorderbeine und ein zertrümmertes Hinterbein, dass sie erst nach ca. 2 Jahren Aufenthalt bei Anja überhaupt im Ansatz benutzen konnte.
Speedy wurde ursprünglich verletzt auf den Straßen in Istanbul gefunden und da ihr Bein so schwer geschädigt war, beschloss man es zu amputieren. Leider waren die Ärzte (in einer großen Tierklinik in Istanbul) wohl mit besserem beschäftigt als sie Speedy operierten, denn ,,aus Versehen” wurde ihr das gesunde Bein abgenommen und das zertrümmerte Bein ließen sie ihr…

Dass damals auch ein Pin in das Bein gesetzt wurde, war uns allen bekannt und wurde auch bei Anja zwischenzeitlich kontrolliert.
Was wir dann aber am Donnerstag erfuhren, zog uns den Boden unter den Füßen weg.
In Speedys Wirbelsäule, im Rückenmark, saßen eine Schraube und ein Draht… Mittlerweile tief verwachsen und für schwere Schädigungen im Rückenmark und für die Schmerzattacken verantwortlich. Das Gewebe um die Schraube war mittlerweile so schwer verändert, dass Lähmungen eintraten, die widerum für die gesundheitlichen Probleme bei Speedy sorgten – und für schwere Schmerzen. Niemand wusste von dieser Schraube, die man Speedy vor Jahren noch leicht hätte entfernen können – mittlerweile nicht mehr.

Ich kann dazu eigentlich nur sagen, dass ich Speedys operierenden Arzt aus Istanbul die Pest an den Hals wünsche. Ich hoffe ihm faulen alle Finger einzeln ab, damit er nie wieder an einem Tier rumfuschen und ihm das Leben zerstören kann. Ich hasse dich aus tiefsten Herzen!!! Nun noch mehr als vorher schon!

Es war keine leichte Entscheidung, die Cosima und ich treffen mussten und es waren wirklich einige der schlimmsten Tage meines Lebens, aber wir entschieden uns, Speedy in Würden und ohne weitere Schmerzen gehen zu lassen und so verbrachten wir am Samstag unseren letzten gemeinsamen Tag zusammen.

Speedy, die bis zu meinem Erscheinen am Mittag nicht einmal aufgestanden war, mobilisierte noch einmal all ihre Kräfte als ihr zur Tür herein kam und so verbrachten Speedy, Cosima, Samira und ich noch einen wunderschönen Nachmittag mit ihr – mit einem langen Waldspaziergang, Leberwurst und vielen, vielen Streicheleinheiten.

Speedy durfte in ihrem Zuhause sterben und wurde von Cosima und mir bis zu ihrem letzten Atemzug begleitet. Speedy hat mich immer sehr geliebt, aber während des Abschieds hat sie uns beiden gezeigt, dass auch Cosima der Mensch ihres Lebens geworden ist.
Ich wusste ja die ganze Zeit über, dass Speedy es nicht besser hätte treffen können, aber Speedy hat sich voller Liebe bei Cosima bedankt und durch ihre Art gesagt, dass Cosima ihren größten Traum wahr gemacht hat.

Es tut unglaublich weh, dass wir Speedy gehen lassen mussten und es ist immer noch wie ein schlechter Traum, der einfach nicht enden will, aber ich bin unendlich dankbar, dass Speedy sterben durfte, nachdem sich ihr größter Traum erfüllt hat.

Ich werde Cosima und ihrer Familie für immer dankbar sein und für immer in ihrer Schuld stehen, denn das, was sie für Speedy getan haben, kann man nicht mit Worten oder Gesten danken. Ihr habt mich unendlich glücklich gemacht, weil ihr Speedy geliebt habt (wie ich) und ihr eine wunderschöne Zeit geschenkt habt.
Cosima hat ihr eigenes Leben ganz weit nach hinten gestellt, um Speedy zu pflegen, zu versorgen und zu bemuttern. Sie hätte einen Orden verdient oder zumindest eine Heiligsprechung oder ein Denkmal.
Ich habe Speedy verloren, aber einen Menschen ganz tief in mein Herz geschlossen und bin dankbar, dass das Schicksal uns zusammen geführt hat.

Im Namen von Speedy möchte ich dir/ euch danken, dass ihr so seid, wie ihr seid. Engel kann man nicht sehen, aber man kann ihnen begegnen.

Speedy habe ich mit nach Berlin genommen und sie wird morgen oder übermorgen eingeäschert. Ihre Asche wird dahin zurück finden, wo sie einen Teil ihres großen, treuen und liebevollen Hundeherzens verloren hat – wo sie gerne war und wo sie geliebt wurde.

Speedy – Kämpferin, Träumerin und Herzenshund – für immer in unserem Herzen!